Irgendwann ist es dann aber soweit. Man hält das erste gedruckte Exemplar in der Hand. Ein wirklich tolles Gefühl! Ich habe mir für mein neues Buch das Thema „Workshops im Requirements Engineering“ ausgesucht. Der Anstoß dafür war ein Moderationsseminar, das ich vor einiger Zeit besucht hatte. Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass dieses Seminar die Art, wie ich an Meetings und Workshops z.B. zum Ermitteln von Anforderungen herangehe, deutlich verändert hat.
Anforderungen ermitteln ist gar nicht einfach. Ich weiß nicht, wie bei Ihnen die Anforderungsermittlung abläuft. Bei mir waren das früher oft stundenlange Meetings. Ich saß als Requirements Engineer mit meinen Stakeholdern um einen großen Tisch und wir besprachen die Anforderungen. Das Ergebnis waren meist seitenlange Protokolle, die ich dann später in die eigentliche Spezifikation umarbeitete. Die Projekte waren am Ende zwar erfolgreich, oft brauchten wir aber deutlich länger als gedacht, bis unsere Kunden glücklich waren. Gerade wenn ich den Auftraggeber und sein Business nicht so gut kannte, lagen wir vielfach mit unseren ersten Versionen weit daneben und mussten große Systemteile neu bauen.
Eine mögliche Lösung für solche Probleme sind agile, iterative Methoden. Hier wird von vornherein nicht so viel spezifiziert und besprochen, sondern einfach früher zu programmieren begonnen. Dies hat allerdings zur Folge, dass man oft viele Iterationen braucht, bis man das Endprodukt fertig hat. Um das ein wenig zu entschärfen, sollte man einen Mittelweg gehen. Zum einen also schnell anfangen und das Produkt Schritt für Schritt iterativ hochziehen, zum anderen sich trotzdem zu Beginn schon einen möglichst guten Überblick über die Anforderungen verschaffen, um sinnlose Iterationen zu vermeiden. Das bedeutet, wir müssen auch in agilen Projekten versuchen, im Ermitteln von Anforderungen immer besser zu werden, die Stakeholder von Anfang an besser einzubeziehen und von vorneherein die richtigen Fragen zu stellen. Ziel dabei ist mehr Effizienz, mehr Effektivität und auch mehr Spaß. Und genau darum geht es in meinem Buch: In moderierten Workshops gemeinsam mit den Stakeholdern Anforderungen effektiv, effizient und vielleicht sogar hin und wieder mit ein wenig Spaß bei der Arbeit zu ermitteln.
Ein Workshop ist dabei ein von einem Moderator geführtes Meeting. Er hat immer ein klares Ziel und produziert ein konkretes Ergebnis. Der Moderator ist dafür verantwortlich, dass dieses Ziel erreicht wird. Er steuert also den Prozess im Workshop. Die Teilnehmer sind für den Inhalt des Ergebnisses verantwortlich. Ein Workshop läuft dabei am besten nach folgendem Schema ab:
Abbildung 1 - Die sechs Phasen eines Workshops. Grafik angelehnt an (Seifert, „Der Moderationszyklus nach Josef W. Seifert“, 2010)
Das Ergebnis eines solchen Workshops zur Anforderungsermittlung kann nun eine Produktvision, Ziele für das Projekt, eine Liste von Use Cases, UI Skizzen und ähnliches sein. Wichtig ist, dass die Anforderungen gemeinsam mit und von den Stakeholdern definiert werden und nicht von einem allmächtigen, alleinverantwortlichen Requirements Engineer Superman. Und wichtig ist, dass Sie als Requirements Engineer die Rolle des Moderators verantwortungsvoll und professionell wahrnehmen. Das bedeutet, sie müssen Ziele und Ablauf Ihrer Workshops genau planen, während des Workshops die Teilnehmer zum Ergebnis hinführen, Entscheidungen herbeiführen und vor allem die richtigen Fragen stellen. Am Ende ist es auch Ihre Aufgabe, die Ergebnisse angemessen zu protokollieren.
Bei all diesen Aufgaben möchte ich Ihnen mit meinem neuen Buch helfen. Im ersten Teil zeige ich Ihnen dazu ganz allgemein, wie man Workshops plant, durchführt, mit schwierigen Situationen umgeht, gute Protokolle erstellt etc. Im Hauptteil des Buches wenden wir diese Methoden dann auf die Ermittlung von Anforderungen an. Ich zeige Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie in Workshops
- eine Produktvision erstellen
- SMARTEe Ziele definieren
- Risiken finden und analysieren
- die relevanten Geschäftsprozesse identifizieren und beschreiben
- den Systemkontext abgrenzen
- die richtigen Anwendungsfälle finden
- ein Datenmodell und Mengengerüst erstellen
- Masken, Berichte und Schnittstellen spezifizieren
- Qualitätsanforderungen herausfinden
- ein Glossar führen
In jedem dieser Kapitel gibt es Tipps und Checklisten, wie Sie die für Ihr Projekt richtigen Fragen stellen und so die Stakeholder zu deren Anforderungen führen. All das wird Ihnen dabei helfen, in Ihren agilen oder klassisch plangetriebenen Projekten schneller bessere Ergebnisse zu erzielen, die die Anforderungen Ihrer Stakeholder optimal erfüllen.
Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, das auch mit Ihren Stakeholdern auszuprobieren, schauen Sie rein in mein neues Buch „Workshops im
Requirements Engineering“. Erhältlich z.B. auf Amazon