Wir gingen also rein und vereinbarten mit dem Sushi-Meister, dass wir unterschiedliches Sushi haben wollen bis wir satt sind. Wir waren sieben Personen, keine Veganer, keine Allergiker, also hatte er freie Hand, womit er uns überraschen würde. Der Sushi-Meister meinte, es würde pro Person 10 EUR kosten (in Polen kann man supergünstig essen!) und es werden wahrscheinlich 8 Gänge mit verschiedenen Sushi und Maki, der letzte könnte ein Gang mit süßen Sushi sein. Getränke wären im Preis nicht enthalten. Wir stimmten zu und los gings!
Der Sushi-Meister bereitete seine erste Sushi-Kreation zu und servierte. Wow, Hammer! Keine Ahnung, was alles drin war, aber es war toll. Nächster Gang, wieder super gut. Als alle Teller leer waren, fragte uns der Sushi-Meister, ob es geschmeckt habe, ob er so weitermachen solle oder ob wir irgendwas anderes probieren wollten. Wir meinten, er solle doch etwas mit Thunfisch machen. Kein Problem! Der nächste Gang waren sehr gute Thunfisch Maki. Und so ging es weiter. Insgesamt sieben Runden beste Sushi und Maki. Da wir alle kurz vorm Platzen waren, vereinbarten wir nach dem siebten Gang, dass es noch eine letzte Runde süßes Sushi geben solle. Auch das war super.
Nach zweieinhalb Stunden beim Sushi-machen zuschauen, essen und staunen waren wir alle supersatt und gingen, vielmehr rollten, hochzufrieden zum Hotel zurück.
Im Hotel ließ ich den Abend nochmal Revue passieren und dachte mir, eigentlich laufen agile Projekte doch genauso:
- Man vereinbart am Beginn grobe Ziele ("Wir wollen unterschiedliches Sushi essen. Wir wollen am Ende satt sein")
- und bespricht die Rahmenbedingungen von Business-Seite ("7 Personen, keine Veganer, keine Allergiker") und die Rahmenbedingungen von Umsetzungs-Seite ("Getränke nicht enthalten").
- Danach gibt es eine Schätzung und man vereinbart ein Budget ("10 EUR pro Person").
- Nächster Schritt ist eine grobe Release Planung ("8 Gänge. Letzter Gang ein süßer Gang").
- Die Umsetzung erfolgt in Iterationen ("8 Gänge").
- Am Ende jeder Iteration wird geschaut, ob das Ergebnis passt ("Hat es geschmeckt?")
- und man plant für die nächste Iteration, wobei Änderungen jederzeit machbar sind ("Bitte im nächsten Gang etwas mit Thunfisch!").
- Auch hier gilt natürlich das Austauschprinzip (statt eines anderen Sushi-Ganges wurde eben einer mit Thunfisch gemacht).
- Fertig ist man, entweder wenn die Iterationen abgeschlossen sind oder auch früher, falls die Ziele ("satt") erreicht sind.
- Am Ende des Projektes waren tatsächlich alle Ziele in-time und in-budget erreicht (wir waren pappsatt), auch wenn zu Beginn nicht klar war, wie genau sie erreicht werden und was (welche Sushi) wir bekommen würden.
- Wir mussten dem Sushi-Meister vertrauen. Und das Ergebnis war echt beeindruckend!
Nächstes Mal probiere ich agile Steak ...