Problem
In Entwicklungsprojekten muss in regelmäßigen Zyklen Klarheit über den qualitativen Zustand des Testobjekts herrschen, um Status und Umfang der Weiterentwicklung greifbar zu machen. Ein gut aufgestellter Testprozess liefert die Leitplanken, in denen sich die Testaufgaben und -aufwände einfügen müssen. Zwar gibt es intuitiv oft ein Verständnis darüber, dass das Testen verbessert werden müsste, die eigentliche Zielrichtung dieser Verbesserung ist oftmals jedoch schwer greifbar. Was benötigt wird, ist eine Messbarkeit, die den aktuellen Status klar definiert und auch eine Richtung vorgibt, was konkret als nächstes erreicht werden sollte und in welchem Zustand man sich nach den umgesetzten Maßnahmen befinden wird.
Dies darf nicht "aus dem Bauch" heraus definiert sein, sondern auf Basis eines in der Praxis bewährten Vorgehens.
Methodik TPI Next
Eine solche Methodik liefert das von Sogeti entwickelte und weit verbreitete Vorgehen TPI Next. Hier wird die Reife des Testprozesses in die Phasen "Initial", "Kontrolliert", "Effizient" und "Optimiert" unterteilt. Die Phasen sind in Kategorien unterteilt, denen dann, in Cluster zusammengefasst, Kontrollpunkte zugewiesen sind. Solche Kategorien sind beispielsweise: Engagement der Stakeholder, Metriken, Teststrategie oder auch Berichterstattung. Sämtliche Kontrollpunkte sind mit J/N Fragen unterlegt. Möchte man also bestimmen, in welchem Reifegrad sich der innerbetriebliche Testprozess befindet, muss man lediglich den Fragenkatalog beantworten und erhält auf einfache Weise einen Ausgangspunkt für Verbesserungsmaßnahmen und auch ein Ziel. Man kann bestimmen, in welche Phase man sich in welchem Zeitraum verbessern möchte.
Dieser Fragenkatalog ist frei im Netz verfügbar und es gibt sogar eine angepasste Version für agiles Vorgehen.
Abgrenzung
Das Vorgehen klärt die Frage "was" zu tun wäre, um einen Testprozess zu verbessern bzw. einen bestimmten Reifegrad des Prozesses zu erreichen. Eine klare Anweisung, wie und mit welchen Maßnahmen dies passieren soll, liefert es zunächst nicht. Dies kann standardisiert auch nicht geliefert werden, da dies eng mit der Struktur der innerbetrieblichen Prozesse und der konkreten Anwendung der Methoden verbunden ist. Hier spielt also die Erfahrung des Auditors bzw. Testmanagers eine wesentliche Rolle. Es ist aber wichtig, anfangs zu wissen und auch messen zu können, wo man sich in Bezug auf die Reife befindet und wohin man sich weiterentwickeln möchte.
"If you don't know where you are, a map won't help!"
Watts S. Humphrey 'Managing the Software Process'